Party: Iván Fischer: Die Rote Färse
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Grotesk-lyrische Oper in einem Akt
Aufführung in ungarischer Sprache mit deutschen Untertiteln ohne Pause
Werner-Otto-Saal
Musik von Iván Fischer
Libretto von Gyula Krúdy und Lajos Kossuth
Liedtexte von Lajos Parti Nagy
József Gyabronka Gyula Krúdy
Jonatán Kovács Móric
Kyra Varga Eszter
Zsombor Jéger Kálmán
György Kozma Färse
N.N. Ein Mann
Orsolya Sáfár Die Rote Färse (Sopran)
Zoltán Megyesi Richter (Tenor)
Tamás Altorjay József Scharf (Bass)
Máté Novkov Buxbaum
Krisztián Cser Lajos Kossuth (Bass)
Schauspielstudenten des 3. Jahrgangs der Universität für Schauspiel- und Filmkunst Budapest Chor, Tänzer, Jüdische Gefangene, Wachen und Publikum
Györgyi Szakács Kostüme
Nóra PatrÃcia Kovács Bühnenbild
Bertalan Vári Choreographie
Eszter Balassa Assistenz
Tamás Ascher und Kriszta Székely Regie
Mitglieder des Budapest Festival Orchesters und des Konzerthausorchesters Berlin
Iván Fischer Leitung
Nachdem Chefdirigent Iván Fischer die Saison 2013/14 mit Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ als szenisches Konzert unter seiner Regie eröffnet hat, beschließt er sie genauso spannend und außergewöhnlich mit der Aufführung seiner neuen Oper „Die Rote Färse“. Seit mehr als 15 Jahren komponiert der vor allem als Dirigent bekannte Ungar; seine Werke wurden bereits in vielen Ländern aufgeführt. Über das Opernprojekt „Die Rote Färse“ denkt Iván Fischer seit den 1980er Jahren nach. Die aktuellen Entwicklungen in Ungarn haben den Ideen Taten folgen lassen: „Dieselben Rechtfertigungen, Stereotypen und versteinerten, unvernünftigen Vorurteile kommen heute wieder hoch, als wären wir zurück im Gasthaus ,Zur Roten Färse‘ im Jahr 1883“, sagt Iván Fischer.
Die Handlung der Oper, die im Konzerthaus ihre deutsche Erstaufführung erlebt, beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem 19. Jahrhundert in Ungarn, deren Aktualität bis in die Gegenwart reicht. Die so genannte Tiszaeszlár-Affäre um einen angeblichen Ritualmord ist fest in der ungarisch-jüdischen Geschichte verankert und wurde von Schriftstellern auch künstlerisch verarbeitet.
In Deutschland gab es seit dem 12. Jahrhundert ebenfalls zahlreiche Fälle von Ritualmord-Beschuldigungen. Heinrich Heine beschreibt in seinem Roman-Fragment „Der Rabbi von Bacherach“ einen solchen.
In Tiszaeszlár geschah Folgendes: Am 1. April 1882 verschwand das 14-jährige Mädchen Eszter Solymosi spurlos. Die Bewohner seines Heimatdorfs waren sich schnell einig, dass die jüdischen Dorfmitglieder mit dem Vorfall etwas zu tun haben mussten. Antisemitische Politiker und einflussreiche Bewohner bestärkten den Verdacht: Die Juden hätten Eszter zum Pessachfest geopfert. Selbst als einige Wochen später eine Leiche mit Eszters Kleidern aus dem Fluss geborgen wurde, hielten die Behörden an dem Vorwurf fest. Es kam zu einem Prozess, der sich hauptsächlich auf die Aussage des 13-jährigen Juden Móric Scharf stützte, der seinen Vater und dessen Kameraden des Mordes an Eszter Solymosi beschuldigte. Nach einem Jahr wurde der Prozess beendet: Die Angeklagten wurden frei gesprochen. Die Aussage von Móric Scharf galt nicht mehr, sie war unter hohem psychischem Druck, vermutlich sogar unter Folter zustande gekommen. Der Vorfall erfasste das ganze Land, überall kam es nach dem Urteil zu antisemitischen Ausschreitungen.
Iván Fischer konzentriert sich in „Die Rote Färse“ auf Móric Scharf und seine Zeugenaussage. Den ungarischen Dirigenten und Komponisten interessiert vor allem, wie es den Verleumdern in dem Schauprozess gelang, Móric Scharf dazu zu bringen, als Hauptzeuge in ihrem Sinne auszusagen. Musikalisch geht Iván Fischer verschiedene Wege: Ungarische Folklore, jüdische Lieder, vom Jazz inspirierte Musik und klassische Opernklänge vermengen sich zu einer organischen Collage, die die in fünfzig Minuten erzählte Geschichte umrahmen.
Die Uraufführung von „Die Rote Färse“ im Oktober 2013 in Budapest führte zu einem internationalen Medienecho und erntete große Zustimmung bei den Zuschauern und Kritikern. Die New York Times, die britische Zeitschrift Opera und viele weitere berichteten begeistert von „Die Rote Färse“, die am 23. und 24. Juni 2014, kurz vor der deutschen Erstaufführung, erneut in Budapest aufgeführt wird.
http://www.konzerthaus.de/programm/ivan-fischer-die-rote-faerse/2412