Party: Der bewegte Abend spezial // Verbotenes Lichtspiel 9
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Date: 14.01.2016 20:00
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ZINKSÄRGE FÜR DIE GOLDJUNGEN
(BRD/Italien 1973, Regie: Jürgen Roland, Darsteller: Herbert Fleischmann, Horst Janson, Henry Silva, Patrizia Gori, Véronique Vendell)
Dass das deutsche Kino zu Hitlerismus (1) und Katja-Riemanngesättigter Beziehungskömödie (2) neigt, ist ein hartnäckiges Vorurteil. Allerdings ein entweder dauerhaft (1) oder in den Neunzigern (2) selbstverschuldetes. Es gibt deutsche Filme, die sowohl den Orten als auch ihrer Gegenwart und Wirklichkeit vertrauen, die Tod und (körperliche) Liebe gleichermaßen umarmen und beiden beherzt Schauwerte abzugewinnen wissen. Es sind Filme, die den Begriff Genre noch kennen und sich nicht zäh an ihm abarbeiten, sondern ihn als Matrix und Herausforderung begreifen. So präsentiert auch das Verbotenes Lichtspiel deutsche Filme, die in den sechziger und siebziger Jahren nicht alle Rezensenten von den Stühlen gerissen haben und wenn, dann oft vor Entsetzen. Das Handbuch Film lobte vielleicht eher unfreiwillig Zinksärge für die Goldjungen wie folgt: „Rüdes Bandenspektakel mit ausgekosteten Gewaltdarstellungen und gleichnishaften Spiegelungsversuchen.“
Zinksärge für die Goldjungen
In den ersten beiden Filmminuten von FORREST GUMP sehen wir eine Feder umherfliegen. Hin und her. Das mag man für poetisch halten - oder für verschwendete Zeit.
ZINKSÄRGE FÜR DIE GOLDJUNGEN benötigt bei Weiten keine zwei Minuten, um zweifelsfrei klar zu machen: Hier wird’s gleich hoch hergehen und dann übel enden. Dass es zwischen den in Sachen Schutzgeld, Prostitution und Pferderennen tätigen Herren um den Hamburger Chefganoven Otto Westermann und dem frisch aus Chicago eingetroffenen Mafioso Luca Messina (Genrefresse Henry Silva) nebst Anhang zu blutigen Spannungen kommen wird, steht keine Sekunde in Frage. Regisseur Jürgen Roland kennt sich aus mit Genre, hat mit Edgar Wallace und DIE ENGEL VON ST. PAULI ordentlich vorgelegt und entscheidet sich im Zweifelsfall konsequent für die Es-darf-auch-gerne-mal-ein-bisschen-mehr-sein-Variante. Wenn im Budget noch Luft für zwei asiatische Karatekämpfer ist: Her damit. Auch ansonsten gibt’s von allem reichlich. DER-PATE-hafte Familienfeiern, Schießereien, Bombenattentate, Shakespeareanleihen und die wohl wahnsinnigste Bootsverfolgungsjagd der Filmgeschichte. Zur Ruhe kommt das ganze nur für zwei Minuten, in denen es Muttern nicht gut geht. Das muss dann aber auch reichen. Der Cast ist toll, die Musik sowieso und wenn auf dem Filmposter steht „Hamburg brennt“, dann ist das nicht gelogen.
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